Montag, 7. November 2011

Aktualisierung: Tübinger Straße in Stuttgart


Stuttgarts Tübinger Straße war das Thema im Post vom 05.07.2010. Inzwischen zeigt sich die Tübinger Straße als Gebiet im Umbruch. Einige Großbaustellen haben dort begonnen. Ob sich die Tübinger Straße und ihre Umgebung in einigen Jahren in besserem Zustand präsentieren werden, bleibt abzuwarten. Es lohnt sich jedoch, in diesen Wochen wieder einen Spaziergang durch die Tübinger Straße zu machen. Denn jetzt bieten sich Blickbeziehungen, die man nach der Fertigstellung der verschiedenen Gebäude nicht mehr haben wird.

Beginnen wir den Spaziergang durch die Tübinger Straße in der Innstadt an der Einmündung Königstraße / Tübinger Straße / Eberhardstraße. Diese Einmündung wie auch der angrenzende Bereich der Königstraße wurden in den vergangenen Monaten zur Fußgängerzone umgestaltet und mit einem neuen Belag versehen. Als Abschluss der Baumaßnahmen wurden Anfang November fünf neue Platanen gepflanzt.   


Neuer Straßenbelag an der Einmündung Tübinger Straße / Königstraße / Eberhardstraße
Geht man nun im Verlauf der Tübinger Straße, kommt man zur Kreuzung Tübinger Straße / Sophienstraße und damit zum Bauvorhaben "Gerber". Im Rahmen dieses Bauvorhabens wird der gesamte Straßenblock zwischen der Tübinger Straße, der Sophienstraße, der Paulinenstraße und der Marienstraße neu bebaut. Dies ist ein gewaltiger Eingriff in das Stadtgefüge. Bis auf einige wenige Gebäude entlang der Sophienstraße waren die Bestandsgebäude in diesem Block nichts besonderes, sie wurden in der Zeit von 1960 bis 1990 schnell in die Höhe gezogen.

In diesem Gebiet soll eine Mischung aus Läden, Büros und Wohnungen entstehen. Den Kern bildet eine Galerie, die von den Eckpunkten des Blocks aus zugänglich sein soll. Hier ganz kurz die Pro- und Contra-Argumente zu diesem Bauvorhaben:


Pro: 1. Nach wie vor wartet Stuttgart auf eine repräsentative Einkaufsgalerie, zum Beispiel analog der Galeria Vittorio Emanuele in Mailand. Sollte die neue Galerie die Erwartungen erfüllen, soll sie willkommen sein.
2. Die bisher vorhandene Bebauung war zum größten Teil einer Stadt wie Stuttgart nicht würdig. Wenn die neue Bebauung besser wird, kann es uns nur recht sein.

Contra: 1. Die neue Galerie zieht die Passanten von den benachbarten Straßen ab in abgeschlossene Bereiche. Dies wirkt sich negativ auf die Urbanität der Stadt aus.
2. Die Bebauung eines ganzen neuen Block trägt die Gefahr in sich, dass gleichförmige und monotone Fassaden entstehen. Zudem ist in der heutigen Zeit nicht garantiert, dass eine Neubebauung besser aussieht als die vorher vorhandene Bebauung.
3. Das große Angebot an zusätzlichen Läden kann zum Schließen von Läden entlang der bestehenden Straßen führen und / oder dazu, dass in der Galerie Leerstände herrschen.


Das prächtige Eckhaus Tübinger Straße / Sophienstraße steht unter Denkmalschutz. Ursprünglich sollte das gesamte Gebäude in die Bebauung des Gerber integriert werden. Jetzt gibt es Planungen, nur die Fassade des Gebäudes zu erhalten. 
Blick von der Ecke Tübinger Straße / Paulinenbrücke in das inzwischen leergeräumte Gebiet des Bauvorhabens Gerber. Die Häuser im Hintergrund gehören zur Marienstraße.
Man unterquert nun die Paulinenbrücke. Dahinter sieht man links der Tübinger Straße das Bauvorhaben Caleido. In dem Block Tübinger Straße / Paulinenbrücke / Österreichischer Platz / Feinstraße soll eine neue Bebauung entstehen. Diese Bebauung wird als Blockrandbebauung ausgebildet. Vorher stand dort ein solitäres Bürogebäude, erbaut in den Siebziger Jahren. Dieses Gebäude war eine große städtebauliche Sünde. Denn weder die Fassade des Gebäudes, noch die Gebäudehöhe, noch die Gebäudelinien entsprachen den Mindestanforderungen an Urbanität. Es ist schon merkwürdig: Während viele über 100 Jahre alte Gebäude, sofern sie noch erhalten sind, eine große Schönheit und Urbanität ausstrahlen, reißt man die vor wenigen Jahrzehnten erstellten Gebäude jetzt bereits wieder ab.

Blick über die Baustelle des Caleido hinweg auf die Marienkirche
Blick über das Bauvorhaben Caleido hinweg in Richtung Österreichischer Platz: in der Bildmitte hinten sieht man eine weitere städtebauliche Großsünde. Das Gebäude mit grüngefärbter Fassade wurde erst vor wenigen Jahren errichtet. Andere Städte würden so ein Gebäude nicht einmal in einem besseren Gewerbegebiet zulassen, geschweige denn in der Innenstadt. Und dieses Gebäude wurde nicht von irgendeinem privaten Investor gebaut, es ist ein städtisches Gebäude. Man weiß wirklich nicht, wie es in Stuttgart mit der städtebaulichen Entwicklung weitergehen soll. Auch das jetzt im Bau befindliche Caleido muss erst beweisen, dass es für länger als einige Jahrzehnte gedacht ist. Die Blockrandbebauung ist ja zu begrüßen. Aber wie die Fassade aussehen wird, bleibt abzuwarten.

Als nächstes kommt man zum Block Tübinger Straße / Feinstraße / Hauptstätter Straße / Fangelsbachstraße. Dort hat ebenfalls eine Großbaustelle begonnen. Die WGV-Versicherungen bauen dort ihre Hauptverwaltung weiter aus. Hierzu wurden die Gebäude auf der Seite Fangelsbachstraße zum größeren Teil abgerissen.

Kreuzung Tübinger Straße / Fangelsbachstraße: das Gebäude im Vordergrund steht unter Denkmalschutz und wird in die Neubebauung integriert. Im Hintergrund sieht man die bereits fertiggestellten Gebäude der WGV-Hauptverwaltung. Die neuen Gebäude werden an diese Gebäude anschließen. 
Blick von der Fangelsbachstraße zur WGV-Baustelle
Als nächstes kommt der Block Tübinger Straße / Fangelsbachstraße / Hauptstätter Straße / Cottastraße. Dieser Häuserblock macht einen heruntergekommenen Eindruck. Viele der dort vorhandenen Gebäude wurden nach dem Zweiten Weltkrieg als Provisorium hergestellt. Eine Neubebauung dieses Areals ist in Planung, jedoch noch nicht begonnen.

Vor einer Neubebauung: Häuserblock Tübinger Straße / Fangelsbachstraße, Hauptstätter Straße / Cottastraße
Kreuzung Tübinger Straße / Cottastraße

Bis zum Ende der Tübinger Straße beim Marienplatz stößt man zur Zeit auf keine weitere Baustelle mehr. In diesem Gebiet sind die prächtigen Häuser aus der Gründerzeit zum größten  Teil noch erhalten. In eineinhalb Jahren starten wir dann zur nächsten Tour durch die Tübinger Straße.

Weitere Informationen
Hier gibt es eine Übersicht über den Stadtbezirk Stuttgart-Süd. Von dort werden alle Artikel in diesem Blog, die sich mit dem Stadtbezirk Stuttgart-Süd befassen, verlinkt.

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Straßen im Stadtbezirk Stuttgart-Mitte im Post vom 06.09.2023 in diesem Blog  
        

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